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Ein Porträt - geschrieben von Monika Berger-Lenz

Alle existierenden Videos mit meiner Musik sind weder genehmigt noch von mir!

Ich kenne mich viel zu gut, als dass ich mich hier vor der ganzen Welt selbst klein mache - Batza -

Was ist denn das für ein Typ, zischelte Dani ihrer Kollegin zu, als sie den unauffälligen Mann am Tisch bemerkte, der darauf wartete, dass die Geschäftsführerin sich ausnahmsweise mal an ihre Termine hielt. Ihre Kollegin blickte kurz hinüber, zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder ihrem Rechner zu.

Der Typ hatte kurzes Haar von undefinierbarer Farbe, trug ein merkwürdig gemustertes Hemd in einer ebenfalls nicht näher definierbaren Farbe, die aber ebenso unauffällig wirkte wie der ganze Mann. Der saß da, lächelte freundlich, wenn jemand vorbeiging und versuchte ansonsten zu überspielen, dass er sich hier etwas deplaziert fühlte. Das war der Anfang.

Der Typ entpuppte sich als schlagfertiges Mitglied unserer Gesellschaft, ausgestattet mit einem fast schon sarkastischen Humor, doch nie unter die Gürtellinie zielend, immer hilfsbereit, intelligent, freundlich aber nicht übertrieben liebenswürdig.

Der gelernte Agrotechniker, Meister der Pflanzenproduktion und umgeschulte EDV-Sachbearbeiter, der sich zuletzt als Buchhalter im Lebensmittelhandel und in Baubetrieben bewiesen hatte, steht mit beiden Beinen im Leben und kommt an - dank seines Anstands, seines Charmes und seiner Fairness.

Eigenschaften, die ihn zu Batza machen, dem Liedermacher in der Lausitz. Der Reinhard May des Ostens, wie ein Redakteur des ORB einmal titelte. Seine Texte sind ehrlich und gehen tief rein, die Melodien gehen ins Ohr und ganz tief in den Bauch. Thomas Batzdorfer hat, genau wie sein prominenter Kollege Mick Jagger, nie gelernt, Noten zu lesen. Er komponiert im Kopf, spielt auf seiner Gitarre, für die er mal mit 16 einen Grundkurs besucht hat, feilt da noch ein bisschen, ändert dort und vergisst die Melodien nie.

Dieses Talent kannten lange Zeit lediglich seine Kumpel bei der Armee, seine Frau Anja und die beiden Töchter. Nun ja, auch Katze Feivel musste es ertragen. Dass es überhaupt aus den eigenen vier Wänden herausdrang, lag an seinem Wunsch, alle Titel mal auf einer CD zu haben. Also suchte er sich einen Tontechniker und ein passendes Studio, spielte die Songs ein und erntete Begeisterungsstürme. Sein erster offizieller Auftrag war die Hymne für den Freistaat Lausitz. Der Song ist inzwischen Kult.

Seine schönsten Lieder stammen allerdings weniger aus der Anfangszeit. Die zeigen einen noch etwas sentimentalen Batza, stellenweise triefend vor Kummer über die Welt, die Ungerechtigkeit, manchmal auch geradezu überfließend vor Liebe und Herzschmerz. Man spürt den jungen noch unausgereiften Mann in ihnen, ohne doch unberührt zu bleiben.

Dennoch - einen riesigen Qualitätssprung hat er in den vergangenen drei Jahren gemacht. Seine Lieder spiegeln den Menschen Batza besser wider, als es eine Beschreibung je könnte. Humorvoll und ironisch, ernsthaft aber nicht bemüht, ehrlich aber nicht plump. Nachbarn beschreibt den alltäglichen und teilweise lächerlichen Frust über den anderen nebenan. In Fehlkonstruktion zeigt er, warum Menschen eben so unvollkommen sind, wie sie nun mal sind. Unsere Lieben ist ein Liebeslied an seine beiden Töchter, die ihm oftmals den letzten Nerv rauben und in dem er auf humorvolle Weise das Leid aller Eltern beschreibt. Ähnlich ist auch Pubertät, nur etwas melancholischer. Ein besonderer Geheimtipp ist sein jüngster Titel - Spezies. Noch nirgends veröffentlicht, erst im engsten Freundeskreis hatte der Song Premiere, zählt es wohl zu den gelungensten. Es beschreibt eine Situation, wie sie gerade in dieser wirtschaftlich angespannten Zeit so alltäglich ist: Kollegen, die ihresgleichen ohne Not kleiner machen, um selbst größer zu scheinen.

In seinen Songs singt er immer über Menschen, das, was an ihrem Miteinander schön oder auch ätzend ist. Hilfsbereitschaft, Anstand, Mut, Ehrlichkeit und Vertrauen auf der einen Seite. Hinterlist, Duckmäusertum, Lügen, Machtspiele und Intrigen auf der anderen. Die Familie nimmt einen großen Raum ein. Kein Wunder. Thomas Batzdorfer ist in einer großen Familie aufgewachsen. Fünf Kinder waren sie zu Hause, sein Vater konsequent, weil er anders die Rasselbande gar nicht im Griff hätte behalten können. Seine Mutter immer für alle da. Sie wollte auch ganz genau wissen, welche Freunde der Junge hatte. Lieber fütterte sie alle seine Kumpel zu Hause mit durch, als dass sie ihren Thomas irgendwo draußen hätte herumziehen lassen.

Das machte der natürlich trotzdem. Seine Erinnerung an die Kindheit beinhaltet nicht zuletzt auch viel Ärger - mit Nachbarn, Lehrern, Fremden. Ich war ein Rabauke, meine Eltern hatten es nicht leicht mit mir. Ständig Einträge und Beschwerden..., sagt er heute. Und geht immer noch gern am Wochenende mit den Mädchen bei Muttern essen - wenn seine Frau Dienst hat.

Auf seine Familie lässt er nichts kommen, und sein Traum ist der von nie endender Liebe. Das muss auch so sein, erklärt er. Es gibt kein Leben nach dem Tod, wir sind auf das angewiesen, was wir jetzt haben. Und das müssen wir nutzen. Das lebt er. Wann immer die Arbeit es zulässt, fährt er mit seinen drei Weibern per Fahrrad durch die Lausitz. Oder sie wandern per Skier durch die Winterwälder. Die Natur lieben sie alle, seine ältere Tochter geht sogar so weit, dass sie Zecken, die sie Feivel aus dem Pelz gezogen hat, irgendwo an ungefährlicher Stelle lebend wieder aussetzt. Jedes Wesen hat ein Recht auf Leben, davon ist sie überzeugt.

Seit geraumer Zeit können alle vier auch mal weiter weg verreisen - Batza hat 2001 seine Flugangst überwunden. Nachdem er den Film Verschollen mit Tom Hanks gesehen hatte. Die erste Reise ging in die Türkei.

Wenn ihn jemand, der ihn immer noch nicht kennt, heute fragen würde, was er eigentlich für ein Typ sei, würde er vermutlich mit dem Titel seines ersten Songs antworten, den er 1984 geschrieben hat: Ich geb nicht auf.